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Unter dem Titel "Die Zukunft der disziplinären Ordnung der Wissenschaft aus Perspektive der kleinen Fächer" veranstaltete die Arbeitsstelle Kleine Fächer am 06. Dezember 2021 ihren dritten Informations- und Vernetzungsworkshop im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes "Die Dynamik Kleiner Fächer", der aufgrund der Covid-19-Pandemie erneut als Onlineveranstaltung stattfand.

Unter rund 35 geladenen Gästen diskutierten Vertreter*innen kleiner Fächer, der Hochschulforschung, -administration und -politik sowie der Forschungsförderung die Frage, welche Rolle Disziplinen in unserem Hochschul- und Wissenschaftssystem innehaben und wie sich Disziplinarität und Interdisziplinarität zueinander verhalten.

Begrüßung und Vorstellung der aktuellen Initiativen der Arbeitsstelle Kleine Fächer

Katharina Bahlmann (Leitung der Arbeitsstelle Kleine Fächer) verband ihre Begrüßung mit einer kurzen Vorstellung des durch das BMBF geförderten Projekts "Die Dynamik Kleiner Fächer", das als Verbundprojekt der Arbeitsstelle Kleine Fächer und der Digitalen Akademie der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im November 2019 gestartet ist. Hinsichtlich der Ausrichtung des Workshops auf die Frage der disziplinären Ordnung der Wissenschaft und deren Bedeutung für die kleinen Fächer führte Katharina Bahlmann aus, dass es insbesondere für die kleinen Fächer von hoher Relevanz sei, wie sich Disziplinarität und Interdisziplinarität zueinander verhalten. Denn die kleinen Fächer seien oftmals stark interdisziplinär vernetzt und auf Kooperationen angewiesen, um der eigenen Marginalisierung entgegenzuwirken und Fördermöglichkeiten zu erschließen. Zugleich sei es für sie auch wichtig, ihre disziplinäre Eigenständigkeit zu behaupten, um nicht an Sichtbarkeit zu verlieren. Vor diesem Hintergrund stünden insbesondere die kleinen Fächer in einem Spannungsfeld zwischen Disziplinarität und Interdisziplinarität.

Eröffnender Vortrag "Disziplinarität und Interdisziplinarität - eine Beziehung zwischen Gegensätzlichkeit und wechselseitiger Abhängigkeit"

In einem eröffnenden Vortrag widmete sich Antonietta Di Giulio (Senior Researcher im Programm Mensch Gesellschaft Umwelt (MGU), Leitung internationale und interuniversitäre Forschungsgruppe Inter-/Transdisziplinarität an der Universität Basel) der Beziehung von Disziplinarität und Interdisziplinarität, wobei sie sich dieser Beziehung aus zwei Perspektiven annäherte:

1. Perspektive: Interdisziplinarität

Zunächst definierte Di Giulio den Begriff der Interdisziplinarität:

Ein integrationsorientiertes Zusammenwirken von Personen aus mindestens zwei Disziplinen im Hinblick auf gemeinsame Ziele und Ergebnisse, in dem disziplinäre Sichtweisen zu einer Gesamtperspektive zusammengeführt werden.

Davon abzugrenzen sei die Multidisziplinarität. Diese unterscheide sich von der Interdisziplinarität dahingehend, dass die Zugänge der verschiedenen Disziplinen nicht miteinander verbunden würden. Zentrales Merkmal der Interdisziplinarität sei, dass es sich um eine punktuelle und befristete Zusammenarbeit handele. Dabei könne zwischen einer Zusammenarbeit in der Lehre sowie der Forschungszusammenarbeit differenziert werden. Während bei letzterer die Beantwortung einer gemeinsamen Forschungsfrage im Mittelpunkt stünde, sei es die Aufgabe einer interdisziplinären Lehre, den Studierenden Kompetenzen zum interdisziplinären Arbeiten zu vermitteln. Als besondere Herausforderung formulierte Di Giulio, dass die verschiedenen Disziplinen bei der Zusammenarbeit tatsächlich interdisziplinär arbeiteten und nicht in einer multidisziplinären Perspektive verharrten.

Interdisziplinäre Vorgehensweisen könnten gegenüber rein disziplinären Zugängen einen kognitiven Mehrwert bieten, da sich Ergebnisse erarbeiten ließen, die sonst nicht möglich wären. Damit einhergehend sei die Interdisziplinarität aber auf das Vorhandensein von Disziplinen angewiesen, da disziplinäre 'Kulturen' den Ausgangspunkt für interdisziplinäre Zusammenarbeit bildeten. Konfliktpotenziale zwischen disziplinären 'Kulturen' stellten jedoch eine besondere Herausforderung in der Zusammenarbeit dar. Zu den geläufigen Konflikten gehören nach Di Giulio die folgenden:

  • Missverständnisse und Definitionsansprüche;
  • Divergenzen in Gegenstand und Fragestellung;
  • Differenzen in der Methodenwahl und Wissenschaftlichkeit;
  • Vorurteile, Disziplinen-Imperialismen, gegenseitige Abwertung.

Damit stellten Disziplinen gleichzeitig eine kognitive-methodische Herausforderung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit dar. Um diese Herausforderung überwinden zu können, sei die Interdisziplinarität auf Wissenschaftler*innen angewiesen, welche über eine starke disziplinäre Identität verfügten und zugleich die eigenen spezifischen Arbeits- und Denkweisen in Beziehung zu anderen setzen könnten. Damit bedürfe Interdisziplinarität nicht nur Disziplinen, sondern auch Wissenschaftler*innen, welche die eigene Disziplinarität reflektierten und ein Bewusstsein von eben dieser und deren Spezifika hätten. Zusammenfassend seien die folgenden Punkte Voraussetzung für eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit:

  • Bereitschaft der beteiligten Wissenschaftler*innen sich auf die Zusammenarbeit einzulassen;
  • Bereitschaft die eigene Souveränität aufzugeben;
  • Schaffung eines Anreizsystems zur Belohnung einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit;
  • Förderung von Kompetenzen, die eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglichen (Reflexion der eigenen Disziplin, Gestaltung von interdisziplinären Prozessen).

Als besondere Herausforderung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei zudem das Wissenschaftssystem als solches zu verstehen. Dies begründe sich darauf, dass in diesem die disziplinäre Ordnung als primär betrachtet werde. Wissenschaftliche Karrieremöglichkeiten seien auf disziplinäre Profile ausgerichtet und die Implementierung interdisziplinärer Studiengänge sei eine logistische Herausforderung. Daher seien Disziplinen aus struktureller Perspektive als Hindernis für Interdisziplinarität zu identifizieren.

2. Perspektive: Disziplinarität

Um die Beziehung von Disziplinarität und Interdisziplinarität aus Perspektive der Disziplinarität darzustellen, erläuterte Di Giulio zunächst die Entstehung von Disziplinen. Disziplinen entwickelten sich oftmals aus einer interdisziplinären Arbeit heraus, wenn aus einer punktuellen eine langfristige und institutionalisierte Zusammenarbeit werde. Dabei würden im Diskurs drei Wege identifiziert, wie aus Interdisziplinarität neue Disziplinarität entstehen könne:

  • Aus Grenzwissenschaften: Führt die Vertiefung innerhalb einer Disziplin zu Fragestellungen, die an der Grenze zu anderen Disziplinen liegen, kann aus der daraus entstehenden Interaktion eine neue (Teil-)Disziplin werden. Beispielhaft ist hier die Biochemie zu nennen.
  • Aus Querschnittswissenschaften: In mehreren Disziplinen verwendete Ergebnisse, Theorien etc. können verallgemeinert Gegenstand einer neuen Disziplin werden. Beispielhaft sind hier die Systemtheorie oder auch Cognitive Science zu nennen.
  • Aus komplexen Forschungsgebieten: Die interdisziplinäre Beschäftigung mit komplexen Problemen und Fragestellungen kann zu neuen Disziplinen führen. Beispielhaft ist hier die Sportwissenschaft zu nennen.

Ausgehend davon sei die Interdisziplinarität als wichtiger struktureller Nährboden für die Entwicklung von Disziplinen zu identifizieren. Denn ohne Interdisziplinarität wären eine Vielzahl von Fächern vermutlich nie entstanden, so dass die Interdisziplinarität zur Auffächerung des disziplinären Wissenschaftssystems beitrage. Mit der Entstehung neuer Disziplinen aus interdisziplinärer Zusammenarbeit sei ein Sog hin zu Disziplinen zu konstatieren, welcher als 'Feind' der interdisziplinären Zusammenarbeit zu identifizieren sei. Nach der Gründung neuer Disziplinen aus interdisziplinären Kooperationen müssten in diesen wieder weitere Wege zur interdisziplinären Zusammenarbeit gefunden werden. Interdisziplinarität trage aber auch in anderer Hinsicht zur Entwicklung von Disziplinen bei. Ansatzpunkte dafür seien innovative Forschungsansätze und -fragen an disziplinären Schnittstellen, die Integration theoretischer Ansätze, Methoden und Befunde anderer Disziplinen in die eigene Arbeit oder auch die grundsätzliche Auseinandersetzung mit anderen Disziplinen.

Abschließend ging Di Giulio auf die Frage ein, wann Interdisziplinarität beginnt bzw. wann es sich um Disziplinarität handele. Das lasse sich über verschiedene Arten von Indikatoren zur Grenzziehung beantworten:

  • strukturelle Indikatoren (bspw. Institute);
  • sozial-kommunikative Indikatoren (bspw. Fachzeitschriften);
  • kognitiv-methodische Indikatoren.

Die Grenzen zwischen Interdisziplinarität und Disziplinarität sowie zwischen Disziplinen seien dabei nicht als dauerhaft stabil anzusehen, da es sich beim Wissenschaftssystem um ein dynamisches System handele, welches sich fortlaufend verändere. Während zur Grenzziehung von außen oftmals strukturelle Indikatoren, und damit die an einer Hochschule oder Organisation gewählte Struktur, herangezogen würden, seien es für das interdisziplinäre Arbeiten die kognitiv-methodischen Indikatoren, die von besonderer Bedeutung seien. Als Merkmale von Disziplinen, die kognitiv-methodische Aspekte berücksichtige, wurden von Di Giulio genannt:

  • gemeinsame Forschungsgegenstände;
  • homogene Kommunikationszusammenhänge;
  • ein gemeinsamer Korpus an Wissen;
  • gemeinsame Forschungsprobleme;
  • ein gemeinsames Set von Methoden, Vorgehensweisen und Problemlösungen;
  • eigene spezifische Karrierestrukturen.

Zusammenfassend resümierte Di Giulio, dass Interdisziplinarität und Disziplinarität untrennbar verbundene Wege zur Forschung seien und beide in einem engen Abhängigkeitsverhältnis stünden. Während Interdisziplinarität die Entwicklung neuer Disziplinen sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Disziplin befördern könne, sei es die Disziplinarität, die den Ausgangspunkt für interdisziplinäre Zusammenarbeit darstelle und diese erst ermögliche.

Podiumsdiskussion - Zur Zukunft der Disziplinarität

Auf einem virtuellen Podium diskutierten Sibylle Bolik (stv. Leiterin der Abteilung tertiäre Bildung des Wissenschaftsrats (WR)), Jan Knippers (ehem. Prorektor für Forschung an der Universität Stuttgart und Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen), Stefan Leible (Präsident und Professor für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Bayreuth), Ursula Rao (Direktorin der Abteilung Ethnologie, Politik und Governance am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)) und Katja Schmidtpott (Dekanin der Fakultät für Ostasienwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum) über die Zukunft der Disziplinarität im deutschen Wissenschaftssystem.

Eingangsstatements

In ihrem Eingangsstatement skizzierte Sibylle Bolik zunächst drei zentrale Aspekte, weshalb sich der WR in einem Positionspapier mit dem Spannungsfeld von Disziplinarität und Interdisziplinarität befasst habe. Anstoß der Auseinandersetzung seien Rückmeldungen aus der wissenschaftlichen Community hinsichtlich einer möglicherweise problematischen Entwicklung im Wissenschaftssystem zugunsten von Interdisziplinarität gewesen. So nähmen Wissenschaftler*innen eine Privilegierung von Interdisziplinarität wahr sowie einen gefühlten Druck, stärker interdisziplinär zu arbeiten. Zudem würden inter- und multidisziplinäre Ansätze in der Forschungs- und Lehrpraxis oft nicht klar unterschieden. Ein Unbehagen könne sich auch aus fachlichen Asymmetrien in interdisziplinären Konstellationen ergeben. Wenn Disziplinen überwiegend führende oder begleitende Funktionen übernähmen, könnten sich daraus Ungleichgewichte für ihr Profil und ihre Sichtbarkeit ergeben. Bolik betonte, dass das Wissenschaftssystem disziplinär organisiert sei, während Interdisziplinarität einen Aufbau und Ausbau neuer Strukturen erfordere. Für den Aufbau von Strukturen für interdisziplinäre Forschung sei die Forschungsförderung ein wichtiger Treiber.

Zu Beginn seines Statements führte Stefan Leible aus, dass die Universität Bayreuth seit ihrer Gründung 1975 einen starken interdisziplinären Ansatz verfolge, welcher sich auch bei der zuletzt gegründeten und interdisziplinär ausgerichteten Fakultät für Lebenswissenschaften zeige. Hintergrund sei, dass die großen Frage- und Themenstellungen des Jahrhunderts ausschließlich interdisziplinär beantwortet werden könnten. Bereits jetzt zeige sich in der Fakultät für Lebenswissenschaften eine starke Zusammenarbeit über alle Disziplinen hinweg, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung. So seien alle Studiengänge der Fakultät interdisziplinär angelegt. Mit Blick auf die kleinen Fächer betonte Leibl, dass diese in allen Profilfeldern vertreten seien und eine wichtige Rolle in den Forschungsgruppen der Universität einnähmen.

Jan Knippers hob in seinem Statement die Rolle des "Stuttgarter Wegs" für die interdisziplinäre Zusammenarbeit hervor. Als "Stuttgarter Weg" präge der Leitgedanke der vernetzten Disziplinen das besondere Profil der Universität Stuttgart und sei zu einem ihrer Markenzeichen geworden. Für die stark natur- und ingenieurwissenschaftlich ausgerichtete Universität Stuttgart würden die sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächer in interdisziplinären Verbünden heute eine deutlich größere Rolle spielen, als dies noch vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren der Fall gewesen sei. Darüber hinaus betonte Knippers, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur eine Frage förderlicher Strukturen, sondern im Wesentlichen von einzelnen Personen abhängig sei.

Katja Schmidtpott betonte in ihrem Statement, dass in ihrem Fachbereich nicht primär die interdisziplinäre Arbeit als Herausforderung zu identifizieren sei, da diese die Fächergruppe der Regionalwissenschaften in vielen Fällen ohnehin bereits kennzeichne. Herausgefordert seien die Regionalwissenschaften oftmals vielmehr durch die Frage, wie neben der erforderlichen sprachlichen, kulturellen und regionalspezifischen Expertise auch eine theoretische und methodische Fundierung gestärkt werden könne. Eine Offenheit gegenüber relevanten Disziplinen sei in diesem Sinne nicht nur als Chance zu begreifen, sie sei geradezu notwendig.

Ursula Rao führte aus, dass es immer wieder Diskussion und Anfragen zur Begutachtung von interdisziplinär ausgerichteten Projekten bei der DFG gibt. Es steht die Frage im Raum, ob die disziplinäre Ordnung der Wissenschaft eine faire Begutachtung von interdisziplinären Projekten ermöglichen kann. Dieser Frage muss sich auch die DFG immer wieder stellen und dynamisch auf Veränderungen der Fächerlandschaft reagieren. Bisher wird die faire Begutachtung interdisziplinärer Einzelprojekt durch die mehrstufige Begutachtung sichergestellt. Zunächst gehen die Projekte in der Einzelbegutachtung an Personen, die an der gleichen Schnittstelle arbeiten oder es werden Gutachten von verschiedenen Fachvertreter*innen eingeholt. Fachkollegien sind interdisziplinar besetzt und sind für die Bedeutung des Themas der Interdisziplinarität sensibilisiert. Interdisziplinarität wird zudem ausdrücklich im Rahmen von Verbundprojekten befördert. Da Wissenschaft sich dynamisch verändert, müssen Förderformate und Begutachtungsprozesse jedoch immer wieder neu reflektiert und manchmal neu ausgerichtet werden. Vor den Fachkollegienwahlen hat die Wissenschaftsgemeinschaft Gelegenheit, Vorschläge zur Veränderung von Fächerstruktur und Fachkollegien zu unterbreiten. So erhält die DFG alle vier Jahr wichtige Impulse für die Überprüfung ihrer Strukturen, wobei nicht jede gute Anregung sofort umgesetzt werden kann. Manchmal dauert es ein paar Jahre bis man Veränderungen gut durchdacht einführen kann. Dies gilt auch besonders im hoch komplexen Bereich der interdisziplinären Arbeit, die potentiell unendlich viele produktive Schnittstellen schafft.

Diskussion

Im Anschluss an die Eingangsstatements diskutierten die Podiumsgäste gemeinsam mit den Teilnehmenden die Herausforderungen interdisziplinärer Studiengänge, interdisziplinärer und disziplinärer Projekte in der Forschungsförderung sowie die Bedeutung von Disziplinen für die Wissenschaft der Zukunft. Die zentralen Aspekte der Diskussion sind im Folgenden entlang der Themenfelder zusammengefasst:

Interdisziplinäre Studiengänge

  • Das Angebot von interdisziplinären Studiengängen werde von Universitäten als Alleinstellungsmerkmal genutzt, um national und international Studierende zu gewinnen.
  • Durch die Ausbildung in interdisziplinären Studiengängen stehe der wissenschaftliche Nachwuchs vor der Herausforderung, eine eigene disziplinäre Verortung zu finden.
  • Mit dem Angebot von interdisziplinären Studiengängen bedürfe es der besonderen Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die disziplinäre Profilbildung.

Förderung interdisziplinärer und disziplinärer Projekte

  • Zentrale Herausforderung bei interdisziplinären Förderanträgen sei die Balance zwischen Offenheit und Präzision der Forschungsfragen, da eine diesbezügliche Gewichtung im Begutachtungsprozess erfahrungsgemäß diffizil sei.
  • Fächer, welche nicht in den Fachgremien der Fördereinrichtungen vertreten sind, seien aus Sicht der Fachvertreter*innen in der Förderung strukturell benachteiligt. Gleichzeitig wurde darauf verwiesen, dass die Abbildung sämtlicher Fächer in den Fachgremien schon rein aus pragmatischen Gründen nicht zu leisten sei.

Bedeutung von Disziplinen in der Zukunft

  • Für die Wissenschaft sei die Verankerung in den Disziplinen essenziell. Denn die wissenschaftlichen Methoden seien eindeutig an Disziplinen und ihre Geschichte gebunden. Daher bleibe die Disziplin der Ausgangspunkt wissenschaftlichen Arbeitens.
  • Disziplinen seien die Grundlage für interdisziplinäres Arbeiten. So könne es ohne die Disziplinen keine Interdisziplinarität geben.
  • Insgesamt sei festzustellen, dass das Wissenschaftssystem immer breiter und differenzierter werde, was die Frage aufwerfe, ob es Grenzen der Differenzierung und fortschreitenden Spezialisierung gebe.
  • In der Praxis sei zu beobachten, dass Wissenschaftler*innen an interdisziplinären Einrichtungen einen besonderen Wert auf eine institutionelle Zweitanbindung legten, um so die eigene disziplinäre Anbindung abzusichern.

Abschließende Zusammenfassung

Abschließend wurde resümiert, dass Interdisziplinarität und Disziplinarität in einer fruchtbaren Spannung zueinanderstehen, wobei beide Konzepte nur durch die gemeinsame Koexistenz fortbestehen können. Insgesamt scheine das Selbstverständnis zum interdisziplinären Arbeiten von kleinen Fächern stärker ausgeprägt zu sein, als dies bei den übrigen Fächern der Fall sei. Zurückzuführen sei dies auf den Umstand, dass Vertreter*innen kleiner Fächer aufgrund einer kleineren Fachcommunity womöglich eine stärkere Reflexionsorientierung besäßen sowie eine stärkere Motivation durch eine Zusammenarbeit eine eigene ortsansässige Community aufzubauen. Nicht zuletzt seien auch strukturelle und finanzielle Aspekte nicht zu vernachlässigen, weshalb kleine Fächer eine höhere Motivation zum interdisziplinären Arbeiten hätten.

Veranstaltungsmaterialien

Programm und Dokumentation

Download des Programms „Die Zukunft der disziplinären Ordnung der Wissenschaft aus Perspektive der kleinen Fächer“

Download des Vortrags „Die Zukunft der disziplinären Ordnung der Wissenschaft aus Perspektive der kleinen Fächer“

Download der Dokumentation „Die Zukunft der disziplinären Ordnung der Wissenschaft aus Perspektive der kleinen Fächer“